Pandora-Werbepause, oder …

… lasst uns mal wieder auf meinen persönlichen Gullshit zu sprechen kommen

Nachdem diese Diagnose-Reaktionssache höchstoffiziell aus dem Ruder gelaufen ist, muss ich vor dem dahingehenden, ganz sicher sehr ergreifenden Hirnfurzfinale weltveränderungsvermögender Pfiffigkeit doch mal einen Exkurs in die wirklich, wirklich wichtigen Themen einschieben. 

Will heißen: Zurück zu meiner Person. Was? Das ist naturgemäß, manifest und fundamental bedeutend. Ne? Hier schon. Mein Blog. Meine Regeln. 

Soooo unfassbar viele Gedanken in der Warteschleife. Als wäre das nicht schon von Anfang an so gewesen, ist zwischenzeitlich halt auch noch krass viel passiert. Ernsthaft krass viel. Hab-die-Kontrolle-verloren viel. Muss schneller werden, folglich Abstriche in puncto Genialität machen. Just saying. 

Wo steige ich nur ein, um Himmels Willen?!

Egal. Effizienz. Also los. Am besten nochmal von Anfang. Vor ca. einem Monat hatte ich euch Karl vorgestellt. Ein kleines, süßes, verschroben-isoliertes Jung-Karzinom das pazifistisch-beförderungsbereit Auszug erschien. Langfristige Sicherheits-Hormontherapie mit Eau de Alte Frau Note drauf – pfertig. 

Nun. Die Sachlage hat sich etwas geändert. 

Schlagzeilen-Schnelldurchlauf

  • Prophilaktischer Gentest befördert Karl K. aus Busenberg zum BRCA II-Mutationskarzinom
  • Kassenleistungsupgrade – Welches Möpsal hättens denn gern?! 
  • Babymetastasen in Lymphabflussgebiet – Tatverdächtiger schweigt zum Vorwurf illegalen Streumanövers

Na? Hab ich zu viel versprochen? Dieser Artikel hat Potential. Schätze, dass ihr in so ca. ein bis zweihundert Seiten up to date sein dürftet. Keine Panik. So viel Anspruch haben wir hier bekanntermaßen nicht. Heute gedenke ich Euch einen schnellen Imbiss-Abriss zuteil werden zu lassen – mit alles und scharf versteht sich.

Begehrter BRCAII-Preis für Underdog: Busenberg goes Mutantenkarzinom

Gerade so überhaupt nominiert, ist dem unscheinbaren Karl. K. gelungen, wovon jedes Karzinom insgeheim träumt – der Aufstieg in den Mutantenolymp. 

Infodump für die tendenziell menschlich gelesene Leserschaft: 

  • Die Veranlagung u. a. zu Brustkrebs kann vererbt sein. 
  • Offiziell kassenrelevant sind Mutationen in den Hochrisikogenen BRCAI und BRCAII
  • Neben signifikant erhöhtem Risiko für Eierstock-, Prostata und Bauchspeicheldrüse, liegt die Wahrscheinlichkeit im Laufe des Lebens an Brustkrebs zu erkranken für Trägerinnen bei 70% (Männer ebenfalls erhöht, auf deutlich geringerem Niveau). 
  • Auch mit entsprechender Familienanamnese, steht der Großteil der Diagnosen in keiner Kausalität. Nur 3%-5% der akut von Brustkrebs betroffenen Frauen, weisen eine der genannten DNA-Abweichungen auf. 

DNA-Lotto für Anfänger

Zielgruppenkonform erfolgt die weiterführende Berichterstattung aus Perspektive der gesamten zum Individuum vereinigten DNA-Belegschaft, wobei die nun folgende Außenkommunikation der PR-Abteilung im relevanten Hirnareal übertragen wurde. 

Der Anruf unserer zauberhaften Humangenetikerin kam prompt am ersten Tag der angekündigten Zeitspanne. Berliner Nummer auf dem Handy und ich wusste Bescheid. Auf die angenehm empathisch-schwurbelfrei dargereichte Sachlage, vermochten wir adäquat souverän-wertschätzend zu reagieren. Nicht weil wir damit rechneten – dem Statistik-Fetischismus gewisser Zellen sei Dank, taten wir das nicht. Wir hatten nur einfach allesamt keinen Plan, welches Ergebnis es sich zu wünschen galt. Zu unserer Verteidigung, seien folgend die wesentlichen Faktoren erwähnt: 

  • Einige teils lebensbeendende Krebsdiagnosen mit jungen Jahren in direkter Familie. 
  • Ein negativer Test für jene wissenschaftlich validierten und anerkannten “Hochrisiko-Gene” schließt eine wie auch immer geartete erbliche Veranlagung nicht aus. Reduziert die möglichen Präventionsleistungen auf Kassennacken dafür drastisch. 

Nach einigen Synapsenfurzen, parkten wir das Thema kurzerhand im luftleeren Raum. Nachdem sich dort standardmäßig rechtsradikale, menschenverachtende und anderweitig vollverblödete Inhalte sammeln, ist da bei uns gaaaaanz viel Platz. Der ausgebliebene Ambivalenz-Struggle sparte nebenbei genug Energie, um sie in positives Labeling der zur Enthüllung gänzlich unbefleckt-neutralen Sachlage zu investieren. Jaaa. Klatschen Sie ruhig. 

Number Safe is back! … und wir bekommen neue Tittis … lalalalala

(redaktionelle Anmerkung: Infolge einer Häufung von Beschwerden mit beschissen-haltlosen! mimimi-piätätsanzweifelnder Verschwörungstheorien, sah sich die DNA-Vereinigung trotz höchst-hochwertiger Berichterstattung, schweren Herzens gezwungen, das Regiment wieder an die Ich-Perspektive des Individuums zu übertragen)

Tittenjackpot-Delulu Ende

Wie meine Vorredner eindrucksvoll schildern, lag der Bescheinigung für genetisch bedingten Krebs, neben jedweder Freisprechung von spirituellem, zuckerkontrollvermeidendem und anderem schwurbeltheistischem Fehlverhalten, auch ein Gutschein für nagelneue Brüste bei. Ohne Limit, sprich Keinerlei Moral- und Kostendeckelung. Vom Silikonerguss in Pamela-Anderson-Zwillingszwillingen über haptische Echtheitseskalation durch Bierbauchbusen bis hin zum charmant-minimalistischen Zen-Ausführung, ganz ohne chiflussbremsemdem Interior – alles, einfach alles war möglich! 

Mittendrin im Schlaraffenland busalen Kulturguts schlenderte ich Luxusgeschöpf also lässig durch die Regale. Zeitweise erfrischt, von einer mir immer wieder leicht ums Näschen wehenden Brise Gewissen, fühlte ich mich privilegiert und in baldiger Schönheit erhaben. Dabei sah ich sehr plastisch, wie die ebenso fachgelagerte Chirurgie meinen Körper upzugraden vermochte.

Die Qual der Wahl … und wer bin ich nochmal?

Hart spaßbegrenzt machte ich mich also auf die Suche nach dem erlesenen Produkt mit Ewig-Abo-Potential. Wer schon einmal aus niederen Beweggründen eine Fitnesstudiomitgliedschaft geschlossen hat, weiß sich grob vorzustellen, welcher Druck da auf einem lastet. Doch es kam noch schlimmer. “Was?” “Wie viel?” “Woher?” – nichts fühlte sich mit den neuen Spielregeln mehr gut an und irgendwann fiel es mir wie Schuppen vom systemverblendeten Blindfisch: Unkündbare Entschlüsse setzen detaillierte Kenntnis über das zugrundeliegende Bestreben der eigenen Natur voraus, ich wusste nicht was mir entspricht, weil ich nicht wusste wer ich bin! Fuck. 

Das Streumanöver

In der heutigen Döner-auf-die-Hand-Schnellfassung spulen wir an dieser prädestinierten Cliff-Hänger-Stelle zur letzten Sequenz des beworbenen Krebsstücks in drei Akten. Spoiler: Es gab eine Entscheidung. Die Hals-Bauch-Zwischenregion ist mittlerweile kernsaniert. Als reine Vorsichtsmaßnahme wurden im Zuge der Baumaßnahmen auch drei sogenannte Wächterlymphknoten entfernt, also solche, die den Flüssigkeitstransport initiieren und den restlichen 30-40 Abflussbeauftragten vorstehen. Sozusagen die coolen Aufpasser an der Tür. Die anschließende pathologische Untersuchung ergab: Den Erwartungen zum Trotz wurde der kleine, unscheinbare Karl bereits aufmüpfig. Vor Beförderung in den Vorruhestand hatten meine harten Jungs also alle Zellen voll zu tun, was ihnen den erwiesen ehrwürdigen Renteneintritt und mir eine zweite OP bescherte.

Lassen’s doch gern Ihren Senft da, aber bloß den süßen!

Ungefähr acht weitere, derzeit in pathologischer Untersuchungshaft befindliche, nierchenförmige Axalkonstrukte leichter, schließe ich mit jenem Spannungsknaller unseren Kurztrip literarischer Genussfreuden. Wenn das mal keine sternewürdige Perle Weißbrot hochkarätigen Fast-Food-Boggens war … Beehren Sie uns bald wieder und bewerten Sie uns in den Kommentaren. Also, um Ihrer Begeisterung Ausdruck zu verleihen. Andernfalls möchte ich Ihnen Folgendes zu bedenken geben: Man hat hier Krebs. Etwas Mitleid würde Ihrem Karma nicht schaden. Und Mitleid macht sich am besten in Kommentaren.

Als dann, Tschüssian. 

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